Bei unserem AREA 51 handelt es sich um den erst ersten seiner Art. Jungfernjahrgang!
Da wir einmal erkunden wollten, was Pinot Noir im Roten Hang so alles kann, haben wir im Jahr 2016 eine kleine, 1.348 m2 messende Parzelle in unserem Steilhang im Niersteiner Ölberg mit dieser Rebsorte bepflanzt. Es ist sehr trocken dort und die Reben wachsen langsam, aber dennoch haben wir bereits im Jahr 2019 eine kleine Menge von 50 l ernten können.
Leider konnten wir den Wein nicht stabilisieren und er entschloss sich zu oxidieren. Da wir immer sehr genau zuhören, was unsere Weine werden wollen, haben wir gegen Ende 2020 etwas Rieslingmost hinzugefügt, den Wein restsüß gestellt und einen Pinot Noir Colheita daraus gemacht, der nun in einem 50 l Minifass schlummert. Mal sehen, was daraus wird.
In 2020 haben wir dann schon ein Halbbarrique von 115 l ernten können und es ist ein verdammt guter Pinot daraus geworden. Da die Erntemenge verschwindend gering ist, sehen wir den Wein als mysteriös und geheimnisvoll an und es lag nahe, ihm den Namen AREA 51 zu geben. Sie können den Wein auch als UPO (Unbekanntes Pinot Objekt) bezeichnen, aber dann sind wir im Bereich der Science-Fiction und das wäre eine ganz andere Geschichte.
Wie auch immer, wir sind außerordentlich zufrieden mit unserem Rotwein und denken, dass wir damit eindrucksvoll nachgewiesen haben, dass Pinot Noir in den Grand-Cru-Lagen im Roten Hang mehr als seine Daseinsberechtigung hat.
Der Wein bewegt sich geschmacklich im Bereich eines Premier, aber wahrscheinlich sogar eher eines Grand Crus aus dem Burgund, vielleicht so irgendwo zwischen Vosne-Romanée und Morey-Saint-Denis. Aber lesen Sie dazu unsere Verkostungsnotiz hier und sehen Sie es uns nach, wenn uns die Euphorie etwas davongetragen haben sollte.
Freuen Sie sich auf jeden Fall auf etwas ganz Besonderes, denn solche Pinot Noir sind selten in Deutschland.
Verkostung
Verkostungsnotiz vom 02.01.2025
Leicht trübes Purpur (der Wein ist nicht gefiltert). Ausdrucksstarkes Bukett mit viel Pinot-Noir- Frucht, das von einem angenehmen, an Coca-Cola erinnernden Toastuntergrund unterstützt wird. Preiselbeeren, Cranberries, Walderdbeeren und auch leicht anparfümiert Noten. Später dann etwas Schlehenfeuer und reife Schwarzkirsche. Eher dunkel im Gesamteindruck, farblich gesehen vielleicht ein mysteriöses, ins Violette changierendes Saphirblau.
Trotz all seiner hochgetunten Expressivität hochelegant, seriös, in keinster Weise vordergründig und auch ohne jeglichen Mangel an Struktur und Tiefe. Irgendwie Sophie Marceau in „Die Welt ist nicht genug“, oder – einmal ganz anders gesehen – L‘Empire des lumiers von Magritte. Legt mit Luft nochmals gewaltig zu.
Am Gaumen setzt sich die expressive, leicht anparfümiert-mystische Frucht nahtlos fort. Guter mittlerer Körper, durchaus vorhandene, aber sich mit Belüftung perfekt einbindende Säure, ultrafeines Tannin, elegant und seidig. Etwas Himbeer-Erdbeer-Campino mit ein wenig Coca-Cola im Abgang. Ein Kontrastprogramm zu den sonst üblichen W.-E.-Frank-Umpff-Brummen, sodass ich mich schon fast fragen muss, ob wir den Wein überhaupt gemacht haben.
Denkt man an Burgund – und das muss man ob der Stilistik, da es Neue Welt, auch wenn die Beschreibung danach klingt, eigentlich nicht sein kann – wäre man irgendwo zwischen Vosne-Romanée und Morey-Saint-Denis, auf jeden Fall im Premier-Cru-, aber wahrscheinlich sogar im Grand-Cru-Bereich. Ich finde es erstaunlich, dass so etwas in Deutschland möglich ist, aber 2020 war auch ein geniales Jahr. Erstaunlich ist auch, dass der Wein das neue Holz im 115 l Barrique (mehr gab es leider nicht), so gut weggesteckt hat. Ich bin hochzufrieden, auch wenn es nur 144 Flaschen geworden sind.
Ehrlicherweise habe ich keine Ahnung, wie sich der Wein entwickeln und wie lange er halten wird. Er ist jetzt schon sehr gut zu trinken, hat aber vermutlich auch noch ein langes Leben vor sich. Bis 2045++(?), Zenit???
Der Ölberg
Der Niersteiner Ölberg ist ein Teil des so genannten Roten Hangs innerhalb der Rheinfront und ist Teil des Grand-Cru-Gürtels, der mit dem Nackenheimer Rothenberg im Norden beginnt und mit dem Orbel im Westen endet. Er steht etwas im Schatten von Hipping und Pettenthal, hat jedoch im Unterschied zu diesen nach Osten ausgerichteten Lagen, eine Süd- bis Süd-Süd-Ost-Exposition. Er liegt oberhalb der Gemeinde Nierstein in einem Flügelsbachtal genannten Seitental, das zum Rhein hin nach Osten abfällt. Die Weinberge, die in 90 bis 170 Meter Seehöhe liegen, umfassen 48 Hektar Rebfläche, die in 15 alte Gewanne (Parzellen) aufgeteilt sind; eines davon heißt Hindenburgterrasse. Die Hangneigung variiert stark. Parzellen mit moderaten 10% wechseln sich mit immer steileren ab und erreichen in den Steilhängen eine Neigung von bis zu 120% (50 Grad). Diese Gewanne gehören zu den steilsten Weinlagen überhaupt.
Die Böden bestehen aus dem typischen Rotliegenden, dem der Rote Hang auch seinen Namen verdankt. Es handelt sich dabei um eisenoxidhaltigen, regionaltypisch und landschaftsprägend rot leuchtenden Tonschiefer, in Kombination mit Sandstein mit hohem Skelettanteil und Beimengungen von Feinerde und tonigem Lehm. Die Struktur ist zum Teil stark zerklüftet, was den Reben ein tiefes Wurzeln ermöglicht. Durch die Südorientierung und die Steilheit profitiert der Ölberg von der intensiven Sonneneinstrahlung, ist aber zuweilen stärkeren Winden ausgesetzt. Weiterhin ist der Ölberg in den unteren Gewannen auch von dem vom Orbel her bekannten Düseneffekt beeinflusst, der allerdings hier im Vergleich zum Orbel deutlich geringer ausfällt. Das Seitental fungiert bei diesem Effekt in der Nacht wie eine Düse, durch die der Rhein die kühle Luft aus dem Umland ansaugt. Ein erhöhter Luftaustausch und deutlich kühlere Nachttemperaturen sind die Folge. Diese Verbindung aus warmen Tages- und kühlen Nachttemperaturen führt zu einer optimalen Aromenausprägung bei gleichzeitiger Konservierung der Säurestruktur durch eine verminderte Veratmung der Säure in den Trauben.
Die wahrscheinlichste Erklärung für den Namen Ölberg ist die Ableitung von einem früheren Kloster. Wie viele andere Lagennamen auch, hätte er dann einen biblischen Ursprung. Nach einer anderen Version könnten hier früher Ölfrüchte wie Hanf, Mohn oder Raps angebaut worden sein. Eine weitere Erklärung geht dahin, dass der der Ölberg seinen Namen wegen der öligen Konsistenz der hier entstehenden Weine erhalten hat.
Wir können noch nicht abschließend beurteilen, ob die Weine aus dem Ölberg besonders ölig sind, sie schillern sensorisch nur wie ein Öltropfen in allen Farben des Regenbogens. Im Vergleich zu vielen anderen Weinen sind sie auf jeden Fall dichter und cremiger, aber im Vergleich zu den Weinen aus dem Hipping und dem Pettenthal sind sie leichter und zeigen mehr Eleganz und Finesse. Leider entzieht sich das Geschmacksprofil eines typischen Ölbergs zurzeit noch unserer Beurteilung. Das einzige, was uns immer dazu einfällt ist „allerhöchste Eleganz“ – Micheal Broadbent hätte vielleicht Audrey Hepburn in Givenchy gesagt – bei einer weiteren Auflösung scheitern wir dann aber kläglich. Wir hoffen hier auf weitere Hinweise, sobald unser Jungfeld im Steilhang in 2019 in den Ertrag kommt. Hier haben wir auch einen Teil mit Pinot Noir bepflanzt, auf den wir uns ganz besonders freuen.