Niersteiner Orbel

Niersteiner Orbel Grosse Lage

Der Orbel ist eine sehr alte Grand Cru Lage in der Gemeinde Nierstein im deutschen Anbaugebiet Rheinhessen, die bereits im Jahre 1386 erstmals in den Gemeindechroniken erwähnt wurde. Im Gegensatz zum Hipping und zum Pettenthal, die eine Ostexposition aufweisen, ist der 11,9 Hektar große Orbel eine reine Südlage. Die zwischen 90 bis 170 Meter Seehöhe liegenden Parzellen weisen bis zu 60% Hangneigung auf. Während der Weinberg in den unteren Gewannen eher eine moderate Steigung zeigt, nimmt die Inklination mit zunehmender Höhe kontinuierlich zu und ist im oberen Teil durchaus mit den Steilhängen im Pettenthal und Hipping vergleichbar.

Der Niersteiner Orbel ist der westlichste und am weitesten vom Rhein entfernte Teil des so genannten Roten Hanges innerhalb der Rheinfront, in einem Flügelsbachtal genannten Seitental nördlich der Straße von Nierstein nach Schwabsburg gelegen. Auch im Orbel ist der rote Schieferboden allgegenwärtig, allerdings nicht als blanker Schieferfels, sondern vielmehr als feiner Schieferschluff. Im unteren Teil kommt noch ein wenig toniger, leicht steiniger Lehm dazu.

Die Weinlage Orbel am Roten Hang

Die Kombination aus Rotschieferboden und seiner Lage in einem rheinabgewandtem Seitental, macht diesen Weinberg einzigartig. Die Südexposition des Weinberges führt durch die lange und direkte Sonneneinstrahlung zu hohen Tagestemperaturen, während das Seitental in der Nacht wie eine Düse fungiert, durch die der Rhein die kühle Luft aus dem Umland ansaugt. Ein erhöhter Luftaustausch und deutlich kühlere Nachttemperaturen sind die Folge. Diese Verbindung aus warmen Tages- und kühlen Nachttemperaturen führt zu einer optimalen Aromenausprägung bei gleichzeitiger Konservierung der Säurestruktur durch eine verminderte Veratmung der Säure in den Trauben. Im Vergleich mit anderen Lagen weist der Orbel deshalb bei gleicher Reife immer eine leicht höhere, pikante Säure und ein exotisches Aromenspektrum auf. Die Weine gelten deshalb als die „Rheingauer“ vom Roten Hang.

So schmeckt der Orbel

Der Name leitet sich vom heimischen Dialektwort „Olbel“ ab, womit eine kräftige und temperamentvolle Person bezeichnet wird. Der Zusammenhang ergibt sich im rassigen und ausdrucksstarken Charakter des Orbelweins. Inzwischen haben wir mehr Erfahrung über die Lagencharakteristik des Orbel sammeln können und halten unseren exotischen und fetten Jahrgang 2015 für atypisch – wenngleich faszinierend. Während das Pettenthal mit Weinbergspfirsich auf den Punkt gebracht werden kann, der Hipping mit Kurkuma und der Ölberg mit Eleganz, würden wir beim Orbel inzwischen kühl und burgundisch mit einem Hauch exotischer Frucht sagen. Während sich unser Bild der Lagencharakteristik bei allen anderen Lagen klar gefestigt hat, ist es beim Orbel noch etwas im Fluss. Auch wenn er zu Unrecht im Schatten der bekannteren Grand Cru Lagen im Roten Hang steht, darf er deshalb keinesfalls unterschätzt werden.

Der Orbel ist das Paradebeispiel eines Cool-Climate-Weines und könnte im Zuge der fortschreitenden Klimaerwärmung durchaus einmal den Spitzenplatz in der Hierarchie am Roten Hang einnehmen.