Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass das Pettenthal die wohl berühmteste und begehrteste Weinlage im deutschen Anbaugebiet Rheinhessen ist. In der Gemarkung Nierstein gelegen, ist sie im Kernbereich des sogenannten Roten Hangs eingebettet, der wiederum ein Teil der sogenannten Rheinfront darstellt. Im Norden schließt das Pettenthal an den Nackenheimer Rothenberg an und im Süden an den Hipping. Im Gegensatz zu Ölberg und Orbel mit ihrer reinen Südexposition, ist das Pettenthal – genauso wie der Hipping – nach Osten bis Südosten ausgerichtet. Nur im Süden der Lage neigt sich der Rote Hang in ein kleines Seitental nach Westen. Das Pettenthal wird hier vom Brudersberg unterbrochen und setzt sich dann nach Westen hin mit ausschließlich nach Süden geneigten Gewannen fort.
Im Gesamten umfasst die Einzellage 31 Hektar Rebfläche. Die zwischen 50 bis 170 Meter Seehöhe liegenden Weinberge weisen eine Hangneigung bis zu 70% auf. Das Pettenthal gehört somit – neben den benachbarten Hipping und Ölberg – zu den steilsten Lagen Rheinhessens.
Als Katastername wurde das Pettenthal bereits im Jahre 1753 erstmalig erwähnt. Er geht nach der häufigsten Version auf „Pater’s Tal“ (Tal der Mönche) zurück, da sich die Lage lange Zeit in kirchlichem Besitz befand. Außerdem werden als Ursprung der Vorname „Peter“ sowie die hier früher häufig an den oben am Hang gelegenen Quellen und Sumpflöchern vorkommenden Kröten genannt (Petten ist eine lokale Bezeichnung für Kröten).
Die Böden bestehen aus feinkörnigem rotem Tonschiefer – dem sogenannten Rotliegenden – der sich über die Zeit aus kalkreichen, vor über 250 Millionen Jahren entstandenen Ton-, Schluff- und Sandsteinen entwickelt hat. Dieser recht gut durchlüftete Boden ist zwar kein guter Wasserspeicher, dafür aber reich an Nährstoffen, speziell Eisenmineralen. Die Eisenbestandteile sind für die rote Färbung des Bodens verantwortlich, die wiederum Namensgeber für den Begriff Roter Hang ist. In den flachen Teilen unten am Rhein besteht der Boden auch aus Schwemmland und tonigem Lehm, wobei das letzte (flache) Gewann vor dem Rhein nur namensrechtlich, aber nicht qualitativ, zum Pettenthal gehört.
Keine andere Lage bietet derartig vielfältige und extreme Voraussetzungen zum Weinbau wie das Pettenthal: Steilhänge mit wasserführenden Schichten, zerklüftete Hitzekammern, nackter Rotschieferfels und direkte Besonnung bis weit in die Abendstunden hinein. Diese Extrembedingungen sind die Voraussetzungen für extreme Weine. Durch die hohe Reife der Trauben, den Einfluss des Rheins und die direkte Wirkung des Roten Schiefers auf die Reben, die nicht – wie in anderen Lagen – durch eine Humusunterlage gedämpft wird, entstanden hier schon immer mächtige Weine. Früher trat bei den besten Weinen die Frucht zugunsten von Tabak- und Kräuternoten in den Hintergrund, sodass die Pettenthaler auch gerne als die Burgunder unter den Rieslingen bezeichnet wurden.
Heutzutage – im Zeichen des Klimawandels – glauben wir, dass wir das Pettenthal mit einem Wort charakterisieren können: Intensiver Weinbergspfirsich und zwar bis hin zu einer fast schon „kitschigen“ Form.