Mit dem Jahrgang 2021 ist unser Braun Nierstein Rheinhessen Riesling in die dritte Runde gegangen und wir glauben damit unsere „Stilfindungsphase“ abschließen zu können. Auch wenn das Ergebnis ungewöhnlich ist, sind mit dem Wein sehr zufrieden und denken, dass wir auch die Folgejahrgänge in diesem Stil vinifizieren werden.
Der Anfang
Der Name Rheinhessen Riesling sagt ja schon aus, dass wir diesen Wein als Regionalwein – in diesem Fall aus Rheinhessen – sehen. In der üblichen vierstufigen Qualitätspyramide, die auch der VDP verwendet, steht er folglich auf der ersten Stufe, dem Gutswein.
Normalerweise ist ein Gutswein eine etwas einfachere Variante, die im Stahltank ausgebaut wird und frisch, unkompliziert und gut trinkbar sein soll. Einen solchen Wein zu machen, scheint uns aber irgendwie nicht gegeben und nach einigen Versuchen haben unsere Arbeiten an einem „normalen Gutsriesling“ eingestellt.
Für unseren ersten Jahrgang 2018 bei Braun Nierstein haben wir dann einen anderen Weg beschritten und auf einer Partie aus unserer Ersten Lage Ludwigshöher Teufelskopf aufgebaut. Ausgebaut haben wir den Wein zwar noch im Stahltank, aber mit den selben Qualitätsmaßstäben, die wir auch bei W. E. Frank für unserem Teufelskopf Erste Lage Riesling verwenden. Im Prinzip ist der Wein also eine Erste Lage, damit eigentlich in der dritten Stufe der Qualitätspyramide anzusiedeln und ein furioser Einstieg.
Die Evolution
Für den Jahrgang 2019 haben wir eine kleinere Menge eines im Stahltank ausgebauten Pettenthal von einem Kollegen erworben und bei uns noch sechs Monate in einem gebrauchten 500 l Tonneau weitergereift. Damit ist der Wein in 2019 im Prinzip eine Grosse Lage und wäre damit eigentlich in der vierten und obersten Stufe der Qualitätspyramide anzusiedeln. Der Ausbau im Holz hat den Wein noch einmal auf eine andere Ebene gehoben und wir wurden oft gefragt, warum wir eine Grosse Lage als Gutswein anbieten und das auch noch zu diesem extrem günstigen Preis. Die Antwort ist ganz einfach: Weil wir’s können!
Das Ergebnis
Auch wenn wir mit dem 2019er uneingeschränkt zufrieden waren, haben wir uns, wenn wir ehrlich sind, nie so ganz wohl gefühlt, da wir immer lieber mit eigenen Weinen arbeiten, als mit zugekauften – auch wenn der Zukauf aus dem Pettenthal ist. Deshalb wollten wir beim Jahrgang 2021 wieder auf eigene Weine zurückgreifen und eine längere Fasslagerung versuchen. Dies ist auch der Grund, warum der 2021er erst jetzt auf den Markt kommt.
Basis unseres dritten Jahrgangs 2021 ist wieder eine Partie aus dem Ludwigshöher Teufelskopf, die wir bis zur Abfüllung im Juni 2024 über 30 Monate in gebrauchten Fässern, genauer gesagt in einem 500 l Tonneau und zwei 225 l Barriques, ausgebaut haben. Die gewählten Fässer waren schon einige Male vorbelegt und geben in diesem Alter kaum mehr Holz ab. Sie schleifen den Wein aber rund und liefern genau das cremig-leckere Mundgefühl, das wir so schätzen. Außerdem passt ein wenig Holz mit einer gewissen Restsüße immer gut zusammen.
Um den Wein ein wenig mehr Frische zu verleihen, haben wir ein klein wenig Ölberg Grosse Lage 2023 beigegeben, den wir von einem Kollegen bezogen haben.
Im Ergebnis ist unser Braun Nierstein Gutsriesling nun also ein feinherbes Premier Cru, das über einen längeren Zeitraum im gebrauchten Holz ausgebaut wurde und steht damit diametral zu den Erwartungen des Marktes an einen Gutswein. Wir fühlen uns mit dem Ergebnis aber dennoch sehr wohl, da es ein Wein geworden ist, der genauso ist, wie wir ihn mögen. Außerdem haben das Meiste davon durch zwei größere Vorreservierungen auch schon verkauft. Was will man also mehr.
Analysedaten
Im Jahrgang 2021 sind wir mit dem Restzucker nochmals leicht zurückgegangen und haben somit noch ein wenig mehr Präzision und Tiefe erzielt. Der Wein weist nun bei 12,2% Alkohol und einer Säure von 7,0 g/l, einen Restzucker von 11,0 g/l auf. Der zuckerfreie Trockenextrakt beträgt 21,7 g/l.
Disclaimer
Auch wenn Sie mit diesem Wein sehr zufrieden sein werden, wollen wir sicherheitshalber nochmals darauf hinweisen, dass Sie keinen klassischen Gutswein erwarten sollten. Gehen Sie gedanklich eher von einem Premier Cru aus, setzen Sie unseren Gutswein dann preislich ins Verhältnis zu einem solchen und Sie haben einen Wein, der zwar untypisch in seiner Klasse sein mag, aber wahrscheinlich das beste Preis-/Genussverhältnis in unserem ganzen Portfolio aufweist.
Also unbedingt probieren!