Der Ludwigshöher Teufelskopf ist einer unserer leckersten Weine. Mit viel Umami, extremer Balance und Harmonie, verbunden mit einem enormen Trinkfluss, erinnert er uns an eine schimmernde Zuckerkugel. Wir stufen die Lage als Erste Lage ein, obwohl er das Zeug zum Grand Cru hat. Da der Weinberg jedoch zurzeit nur einigen „Eingeweihten“ bekannt ist, wollen wir erst mit einigen Jahrgängen beweisen, wie gut er wirklich ist, bevor wir ihn zur Grossen Lage hochstufen.
Unsere Parzelle im Teufelskopf
Unsere Parzelle im Teufelskopf hat eine Größe von 7.050 m2, die mittlere Hangneigung beträgt 21,2 %. Sie ist im Jahr 1976 mit zwei verschiedenen Klonen bepflanzt worden, von denen wir leider nicht mehr nachvollziehen können, um welche es sich genau handelt. Ausgezeichnet sind sie auf jeden Fall beide.
Der von uns sogenannte Nordblock, also die rheinabwärts nach Nierstein gewandte Parzelle, hat mit ihren 18 Zeilen eine Größe von 2.427 m2 und der Südblock, also die rheinaufwärts nach Worms gewandte Parzelle mit ihren 37 Zeilen, eine Größe von 4.623 m2. Die Weine aus dem Nordblock sind immer reifer, weicher und höher im Mostgewicht als die aus dem Südblock, wobei selbst die Mostgewichte aus dem Südblock tendenziell höher als die aus unseren Niersteiner Lagen sind. Vereinfacht gesprochen liefert also der Nordblock Reife und Cremigkeit, während der Südblock für Säure und Struktur zuständig ist.
Die Lese
Wir haben unseren Teufelskopf vom 25. – 29.09.2018, also etwa zwei Wochen vor der Zeit gelesen, zu dem die Ernte in dieser Parzelle normalerweise stattfindet. Dieser frühe Lesezeitpunkt ist dem Hitzejahr 2018 geschuldet.
In Jahrgang 2018 betrug das Mostgewicht im Nordblock 98,5°Oe (vgl. 92,7°Oe im Südblock) und die Säure 4,0 g/l (vgl. 5,8 g/l). Das Weinsäure /A pfelsäureverhältnis betrug 2,59 (vgl. 2,20), d.h. es ist mehr als doppelt soviel „weiche“ Weinsäure als „harte“ Apfelsäure vorhanden. Das ist sehr gut für die Struktur und die Ausgewogenheit des Weines.
2018 geht beim Teufelskopf vielleicht auch als das Jahr der wundersamen Säurevermehrung in die Annalen ein, denn der fertige Wein hat eine Gesamtsäure von 6,6 g/l. Wie das zustande kommt, wissen wir leider noch nicht. Wir befürchten, dass unser Grapescan nicht so genau ist, wie er sein sollte, doch diese Abweichungen wären erheblich. Aber sei es, wie es sei, die 6,6 g/l im fertigen Wein gefallen uns deutlich besser als die 4,0 g/l im Nordblock und stimmen auch mit der sensorischen Beurteilung überein. Das Jahr 2018 ist damit deutlich anderes als 2003, in dem Säurewerte mit einer vier vor dem Komma die Regel waren.
Die Gärung
Nachdem wir – wie bei uns üblich – den Most für ca. einen Monat, heruntergekühlt mit Trockeneis, bei ca. 3°C auf die Stabulation gelegt haben, haben wir durch das Weglassen der Trockeneiszugabe die Gärung eingeleitet. Wir lassen die Weine dabei spontan angären und wenn sie anfangen zu böchsern, geben wir Reinzuchthefe dazu (zu den einzelnen Hefestämmen später mehr). Die Gärung selbst findet bei uns im Freien statt, d.h. unsere Fässer stehen während des kompletten Winters draußen. Das führt zum einen dazu, dass bei einem kalten Winter die Gärung wesentlich langsamer vonstatten geht, wie in einem warmen Winter – und wir damit auch wieder den Jahrgang abbilden – und zum anderen, dass wir sehr lange Gärzeiten erreichen, da die Gärung in der Regel erst im Sommer des nächsten Jahres abgeschlossen ist. Lange Gärzeiten resultieren in der Regel in komplexeren und strukturierteren Weinen und unsere Art zu vergären scheint, wie wir inzwischen gelernt haben, diesen Effekt noch einmal zu verstärken.
Die Weinwerdung
In der Weinbereitung 2018 haben wir unsere Innovationsschraube noch einmal eine Umdrehung weitergedreht. Wir haben zum ersten Mal zwei gebrauchte Rotweinfässer verwendet, ein 500 l Tonneau, Vicard Prestige, aus 2011, das zweimal von Lenotti mit Amarone vorbelegt wurde und ein 400 l Damy Tradition aus 2013, zweimal mit Cotes du Rhone Rouge von Cave Tain l’Hermitage vorbelegt. Wir haben die Fässer ohne Vorbehandlung – also auch ohne Wässern – befüllt, um einfach einmal zu sehen, was passiert. Im schlimmsten Fall hätten wir einen leichten Rosé-Schimmer im Wein gehabt und einen Rosé de Blanc daraus gemacht. Aber eher unerwarteterweise – sollen wir hier sagen enttäuschend – haben die Fässer gar kein Farbe abgegeben. Der Wein hat aber vielleicht einen ganz kleinen Hauch Rotweinparfüm an den Wein abgegeben, aber vielleicht bilden wir uns das auch nur ein, weil man es von einem Rotweinfass erwartet. Auf jeden Fall sind wird mit dem Ergebnis aus den beiden Fässern außerordentlich zufrieden.
Weiterhin haben wir beschlossen in 2018 bei allen unseren fünf Einzellagen einen Versuch mit 300 Liter HT (High Toast) Barriques zu machen, die wir natürlich ohne Vorbehandlung befüllt haben und die wir, nach dem spontanen angären, auch mit einer „schlimmen“ Aromahefe, hier Exotic, vergoren haben. Wenn bei dem einen oder anderen der Begriff „Simi White“ klingelt – ja wir sind genau da und vielleicht ist die Exotic noch ein wenig extremer. Weiter kann man sich auf jeden Fall nicht mehr von der Lehrmeinung, wie man Riesling gefälligst auszubauen hat, entfernen, ohne den Pfad der Seriosität zu verlassen und einfach nur alberne und sinnlose Marketing-Gags zu produzieren.
Bei dem Fass haben wir auf unsere Haustonnellerie Hösch in Hackenheim bei Bad Kreuznach zurückgegriffen. Wir schätzten einfach die unaufgeregte Art dort, die mit hoher Fertigungspräsentation und extremer Qualität des eingesetzten Holzes verbunden ist. Für die Fässer haben wir ein Mondphasen-Holz aus Taunus-Eiche verwendet. Vielleicht passt es noch besser zu uns als Johanniskreuz (Pfälzer Eiche), aber wer weiß. Beide Wälder liegen auf jeden Fall nicht mehr als 100 km vom Weingut entfernt – lokaler geht es damit nicht – und wenn wir sagen, dass die Taunuseiche etwas besser zu uns passt, schlägt vielleicht auch nur wieder unsere Affinität zum Rheingau durch. Wir lehnen auch französische Eiche, die ja allgemein als der Rolls Royce unter den Weinfässern gilt, keineswegs ab, nur sind wir eben ein deutsches Weingut und wir denken, da sollten wir auch hauptsächlich deutsche Eiche verwenden. Romantisch – und wir sind ja im Kernland der deutschen Rhein-Romantik – ist sie allemal.
Für alle die, die meinen wir hätten jetzt mit der quietschig-vollfruchtig-bonbonartigen Weiße-Kuschelhäschen-Reinzuchthefe Exotic völlig den Verstand verloren, sei gesagt, dass Riesling in Grand Cru Dimension vieles wegsteckt. Selbst durch sehr schräge Vorgehensweisen kann eine Verbesserung entstehen – also nichts ist unmöglich – und hier haben wir ein komplett seriöses Ergebnis erzielt. Wir haben ein sehr exotisch-fruchtig-cremiges, holzbetontes Gebinde erhalten, das wir so nicht solo abfüllen würden, das aber mit seinen knapp 10 % Anteil in der finalen Assemblage extrem gut kommt und von dem wir auch der Meinung sind, dass er dem einen oder anderen von von Ihnen selbst solo besonders gut gefallen würde. Wenn Sie einmal in der Gegend sind und uns im Weingut besuchen kommen (aber bitte nur mit Voranmeldung), können Sie solche experimentellen Gebinde auch einmal aus dem Fass verkosten, damit Sie wissen, wovon wir reden.
Wir sind mit den Ergebnissen unserer Experimente sehr zufrieden, wenngleich es uns auch ein wenig traurig macht, da wir die Grenzen nun ausgelotet haben. Aber vielleicht fällt uns ja gemäß unseres Mottos „to boldy go, where no man has gone before“ noch etwas ein, was wir ausprobieren können.
Und außerdem! Bei den anderen Fässern haben wir die „konventionelle“ Heiligenstein als Hefe verwendet, die inzwischen unsere Lieblingshefe geworden ist und die auch unter dem gestrengen Blick der reinen Lehre Gnade finden würde. Für alle die, die es interessiert: Die Heilgenstein entwickelt eine Geschmackskomponenten als ob man einen heißen Ziegelstein bei 50 Grad Außentemperatur im Steilhang mit einem Krug Wasser übergießt. Eine ganz warme und harmonische, aber auch präzise, rotfarbene Mineralität.
Gestoppt haben wir unsere Gebinde zwischen Mai und Juli 2019. Die Gärzeit betrug damit zwischen sieben und neun Monaten.
Assemblage und Füllung
Die finale Assemblage unseres Teufelskopf 2018 besteht aus 600 l Hösch Halbstück MT+ 2016, 500 l Vicard Prestige 2011, 400 l Damy Tradition 2013, 300 l Hösch Taunuseiche 2018 (Neu) und 800 l Stahltank. Wenn Sie jetzt anmerken, dass die Verwendung einer Stahltank-Komponente bei all dem Holz doch inkonsequent wäre, dann können wir Ihnen nicht widersprechen. Profaner Grund ist, dass der Jahrgang 2018 sehr reichlich war und wir einfach kein Fass mehr frei hatten.
Wir haben den Wein am 10.12.2019 abgefüllt und seitdem reift er in der Flasche. Mit dem Jahrgang 2018 habe wir unser Ziel erreicht, unsere Weine erst drei Jahre nach der Ernte auf den Markt zu bringen, also mit einem Jahr Fassreife und zwei weiteren Jahren Reife auf der Flasche. Speziell beim Jahrgang 2018 hat sich gezeigt, wie vorteilhaft dieses Vorgehen ist. Die Weine waren lange Zeit extrem verschlossen und beginnen sich erst seit einem halben Jahr ganz langsam zu öffnen.
Als Verschluss verwenden wir Naturkorken von Amorim, die mit der ND-Tech-Technologie, im Fertigungsprozess noch einmal mit einem Massenspektrometer auf TCA (Trichloranisol; also dem Stoff der den Korkschmecker verursacht) untersucht wird. Prinzipiell würden wir uns auch gerne dem Thema Schraubverschluss nähern, aber wir sind mit unserer Ausstattung mit Naturkork und Wachskapsel sehr zufrieden und irgendwie passt Grand Cru und der Ratsch beim Öffnen eines Schraubverschlusses nicht zusammen. Und glücklicherweise zeigen die ND-Tech-Korken auch einen großen Fortschritt in Sachen Korkquote.
Kapselfarbe
An der Farbe unserer Wachskapsel können Sie auch immer die jeweilige Einzellage erkennen. Unser Teufelskopf trägt eine orange Wachskapsel in Pantone 1505C, die wir intern als Mystic Orange bezeichnen. Die Kapselfarbe soll den Charakter des Weines widerspiegeln und mit dem Orange sind wir sehr zufrieden. Orange ist Sonne, Wärme, Wohlbefinden und Harmonie, aber auch Transzendenz. Uns erinnert das Orange immer an die Auferstehung Christi im Isenheimer Altar, aber genauso gut kann es mit dem Buddhismus in Verbindung gebracht werden. Wie auch immer, wir werden zu geeigneter Zeit mit einem Post zur Namensgebung auf dieses Thema zurückkommen.
Produktionsmenge & Analysedaten
Abschließend noch die wichtigsten Daten:
Gesamtproduktion: 3.419 Flaschen
Alkohol: 13,1 %
Restzucker: 6,1 g/l
Säure: 6,6 g/l