Das Jahr 2018 wird gerne als das mit dem Jahrhundertsommer tituliert – was nicht ganz falsch ist, obwohl wir das Jahr 2003 in dieser Hinsicht noch für ausgeprägter halten. Vielleicht sollten man Extreme meiden und nicht von einem Jahrhundertsommer sprechen – das Jahrhundert ist noch lang – sondern „nur“ von einem Jahr mit einem langen, wunderschönen Sommer, dem aus weinbautechnischer Sicht leider das Wasser gefehlt hat. Aber beginnen wir beim Jahrgang 2018 von vorne.
Während der Frühwinter noch relativ feucht war, begannen die Niederschläge bereits ab Februar 2018 unter ihr langjähriges Mittel abzutauchen. Einem extrem warmen Januar folgte ein kühler Februar und März. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir schon, dass wir eine späte Ernte bekommen würden, aber im April wurde es mit fünf Grad über dem langjährigen Mittel wieder sehr warm und die Natur explodierte förmlich. Der Austrieb erfolgte am 19. April 2018 noch einen Tag später als im 15-Jahres-Schnitt (18. April), aber das Wachstum der Rebstöcke danach war unglaublich. Selten haben wir in so kurzer Zeit solche Fortschritte gesehen. Beim Blühbeginn am 18. Mai 2018 notierten wir bereits einen Vorsprung von mehr als einer Woche zum 15-Jahres-Schnitt (6. Juni), der sich bis zum Erreichen der Erbsengröße am 13. Juni 2018 auf mehr als zwei Wochen ausgebaut hatte.
Auch wenn es danach immer sonniger wurde, stagnierte die Vegetation aufgrund der Wasserknappheit. Hätte es in dieser Zeit etwas mehr geregnet, könnten wir von einem idealen Jahr sprechen, so aber bereitete uns die Trockenheit immer mehr Kopfzerbrechen. Speziell unser Jungfeld im Ölberg lies deutlich die Ohren hängen und wir haben mit aller Gewalt versucht unsere Pinot Noir Ernte zu retten. Dies hat sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt, denn Mitte September haben wir die Trauben dann doch abgeschnitten und, wenn wir das früher gemacht hätten, hätten wir die Belastung der sehr jungen Reben deutlich reduziert. Dafür haben wir bei unseren andern Weinbergen alte, tiefwurzelnde Reben, die die Trockenheit wesentlich besser als erwartet weggesteckt haben.
Da sich ab Anfang September nicht mehr viel in den Weinbergen getan hat und auch weit und breit kein Regen in Sicht war, war die Bestimmung des optimalen Lesezeitpunktes keine wirkliche Herausforderung. Wir haben zwischen 24. September und 5. Oktober 2018 bei idealem Wetter gelesen. Die Menge war reichlich und die Qualität außergewöhnlich. Wir hätten gedacht, dass die Weine aufgrund der Trockenheit nicht besonders hoch im Extrakt wären – und nicht wenige Weine sind das auch – aber bei uns konnten wir bisher kein Defizit feststellen. Zwar sind, wie erwartet, die Säurewerte niedrig, aber – speziell im Gegensatz zum Jahr 2003 – ist die Säurebalance sehr gut, was uns alle sehr erleichtert. Die gärenden Moste sind extrem harmonisch, hocharomatisch und weisen teilweise ein Geschmacksprofil aus, das wir bisher überhaupt noch nicht auf der Zunge hatten.
Bei aller gebotenen Vorsicht kann man es nur als sensationell beschreiben. Insofern sind wir mit dem Jahrgang 2018 hochzufrieden, aber da sich alle Weine noch in Gärung befinden, ist es für ein abschließendes Urteil noch zu früh.