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Der Jahrgang 2017

Obwohl sich die Niederschlagsmenge im Jahrgang 2017 genau im langjährigen Mittel bewegte, begann der Winter sehr trocken. Bereits im Dezember 2016 fielen nur 20% der normalen Niederschlagsmenge. Im Januar und Februar 2017 weniger als die Hälfte und im April 2017 hat es gar nicht geregnet. Die Temperaturen dagegen meinten es gut. Auf einen kühlen Januar folgten ein sehr warmer Februar und ein noch wärmerer März, sodass der Austrieb am 9. April 2017 über ein Woche früher als im 15-Jahres-Schnitt (18. April) erfolgte. Mai und Juni waren ereignislos und obwohl die beiden Monate wärmer als gewöhnlich waren, konnte die Vegetation ihren Vorsprung nicht ganz halten. Beim Blühbeginn am 3. Juni 2017 betrug der Vorsprung zum 15-Jahresschnitt dann nur noch drei Tage. Dies ist wohl den weiterhin unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen geschuldet. Erst im regenreichen Juli und August konnte das Defizit wieder (etwas) aufgeholt werden.

Die Weinberge entwickelten sich problemlos. Mitte September waren die Mostgewichte schon bis auf an die 90°Oe gestiegen. Obwohl manche Kollegen zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Ernte begannen, waren wir mit der physiologischen Reife noch nicht vollständig zufrieden. Wir wollten noch etwas zuwarten. Leider trat dann ein Phänomen auf, das wir so auch noch nicht erlebt hatten. Es herrschte schönes Spätsommerwetter mit warmen, sonnigen Tagen und kühlen Nächten. Eigentlich ein ideales Wetter zum Ausreifen der Trauben, und trotzdem begann alles zu faulen. Vielleicht lag es an dem mit 40 mm doch großen Regenschauer am 13./14. September. Aber genau wissen wir es nicht. Wir waren auf jeden Fall extrem konsterniert und standen vor einem großen Problem.

Wann ernten?

Kurz hatten wir überlegt, sofort mit der Ernte zu beginnen, aber dies hätte zu Sicherheitsweinen mit maximal (sehr) guter Qualität geführt – was für uns als neues Weingut im Ultrapremiumbereich einfach zu wenig gewesen wäre. Insofern haben wir uns entschieden, egal wie herb die Ertragseinbußen auch immer werden würden – und sie waren dann wirklich verdammt schmerzhaft – auf maximale Qualität zu gehen und warteten mit unserer Ernte noch zu.

Trotz eines weiterhin trockenen Wetters trat in der Folge keine Besserung ein. Wir mussten dann zwischen 2. und 14. Oktober 2017 bei trübem und feuchtem, aber nicht besonders nassen Wetter in noch trüberer Stimmung ernten. Unsere Weinberge im Roten Hang haben wir als letzte gelesen – unseren Hipping zum Beispiel fünf Wochen später als die Ersten – und die Geschichten über unsere faulen Weinberge sind legendär. Aber alle die, die zu dieser Zeit nur noch den Kopf geschüttelt haben – und es waren nicht wenige – tun dies, nachdem sie unsere Weine probiert haben, nun nicht mehr.

Ein edelsüßer Jahrgang

Für Kabinette und edelsüße Weine war 2017 sicher ein genialer Jahrgang – was Mosel und Saar eindrucksvoll zeigen – aber sonst ist der Jahrgang durchwachsen. Alle die, die früh geerntet haben, konnten klare, durchaus fruchtbetonte Weine einbringen, die es jedoch ein wenig an Körper und physiologischer Reife missen lassen. Dafür war die Erntemenge gut. Bei uns hat sich unser Hochrisikoansatz ausgezahlt und wir haben Konzentration, Struktur und Komplexität, aber nur 30% des normalen Ertrags. Allerdings sind wir inzwischen ob der enormen Qualität unserer Weine – trotz der kaum vorhandenen Menge – mit dem Jahrgang 2017 sehr zufrieden. Man kann einfach nicht immer alles haben.