W. E. Frank bei Unger Weine
Am letzten Sonntag wurde das neue eBook Weinjournal #2 von Unger Weine veröffentlicht und wir sind sehr stolz in diesem vertreten zu sein. Nun möchte ich dieses für uns höchst erfreuliche Ereignis zum Anlass nehmen, um in alten Erinnerungen zu schwelgen.
Inzwischen kenne ich Wulf Unger schon eine sehr lange Zeit – eigentlich seit der Gründung von Unger Weine vor 25 Jahren – und so bin ich mit seiner Firma in meinem vinophilen Leben quasi groß geworden. Daher darf ich mir auch anmaßen, etwas über die Arbeit von Wulf und seinem Bruder Michael zu schreiben, speziell, da ich sehr von der Entwicklung beeindruckt bin, die Unger Weine im Laufe der letzten 25 Jahre genommen hat.
Heutzutage ist es einfach Unger Weine gut zu finden. In Deutschland und auch international ein Ruf wie Donnerhall. Die Subskriptionen sind sicher wie die Bank von England. Ein Programm, mit dem jeder glücklich wird, der Weine liebt und einen der eindrucksvollsten Weinlagerkeller in unseren Gefilden. Aber von nichts kommt bekanntlich nichts. Und nur wer die Anfänge miterlebt hat, kann das Ergebnis wirklich zu würdigen wissen.
An dieser Stelle muss ich darauf hinweisen, dass ich als Quereinsteiger früher auf der anderen Seite der Theke tätig war und die – heute würde man Ausschenkenden sagen – genervt habe, weil ich immer alles probieren wollte. Heute muss ich den Langmut bewundern, der mir dort entgegengebracht wurde. In diesen alten Zeiten – hoffentlich sind sie bei mir nicht allzu verklärt – habe ich so manche Schlacht auf den Weinevents, bevorzugt in München, geschlagen: auf der Forum Vini, die damals noch ein echter Hochkaräter war. Und natürlich auch auf der ProWein in Düsseldorf. Und die Ungers waren in der einen oder anderen Form immer dabei.
Mit der Zeit wurde dann das Programm von Unger Weine immer hochwertiger und umfangreicher. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Potenzial, welches im Thema Wein steckt, lange Zeit unterschätzt habe. Während Unger Weine immer mehr Icons und andere High-End-Weine ins Programm aufgenommen hat, habe ich mir immer nur gedacht „wer zum Teufel kauft eigentlich diese Weine für dieses Geld“. Hätte ich damals nur.
Noch gut kann ich mich an ein Tasting im Weinland Keiler Anfang der 90er Jahre erinnern, in dem man einen Lafite-Rothschild 1990 für 80.- DM erstehen konnte. Damals habe ich gerade an meiner Promotion gearbeitet und für eine Flasche Wein war das sehr viel Geld für mich. Dennoch habe ich mir eine Kiste Sociando Mallet 1990 geleistet – ein paar Flaschen davon habe ich immer noch – aber im Nachhinein hätte ich alles, was ich an Geld zusammenkratzen konnte, in den 90er Jahrgang stecken sollen.
Das war auch die Zeit, in der man noch einen Richebourg oder sogar La Tâche 1990 der Domaine Romanée-Conti glasweise in der Probe verkosten konnte. Die beiden Weine waren damals auch schon deutlich teurer als die Premier Crus aus Bordeaux. Aber sie gehören immer noch zum Besten, was ich bisher aus dem Burgund verkosten konnte. Leider sind diese Zeiten endgültig vorbei und ein La Tâche 1990 wird zurzeit so um die 6.000,- Euro gehandelt. Ich hatte gehofft, ihn, oder den Richebourg, noch einmal in meinem Leben probieren zu können. Inzwischen muss ich aber diese Hoffnung wohl fahren lassen. Auf jeden Fall – und das macht mich sehr glücklich – gehöre ich zur letzten Generation von Weintrinkern, die solche Weine überhaupt probieren konnten. Wein ist hier nicht demokratisch und selbst viele der jungen, gut verdienenden High-Potentials können da nicht mehr mithalten. Wie sagt man so schön mit den heute allgegenwärtigen Abkürzungen: ICYMI (in case you missed it). Ein aktueller Jahrgang Musigny von der Domaine Leroy kostet so um die 25.000,- Euro für eine 0,75 l Normalflasche und hat den Romanée-Conti Grand Cru der Domaine Romanée-Conti inzwischen als teuersten jungen Wein weltweit abgelöst. Aber ich schweife ab.
Im Gegensatz zu mir, haben Dr. Wulf und Michael Unger diese Entwicklung vorausgesehen und ihr Geschäftskonzept um diese Weine herum aufgebaut. Ein Meilenstein in der Entwicklung war sicherlich der Neubau des Weinkellers am Firmensitz in Frasdorf. Das war damals, in einer Zeit, in der die Fremdlagerung von High-End-Weinen noch eher in den Kinderschuhen steckte, legendär. Heutzutage gibt es, zumindest in angelsächsisch geprägten Ländern, viele Under-Bond-Lager (in diesen müssen die Steuern auf den Wein erst gezahlt werden, wenn er dem Lager entnommen wird) und auch solche Wahnsinnsprojekte wie die Octavian Corsham Cellars, in dem die Weine in einem alten riesigen Armee-Bunker untergebracht sind. Gerade, dass er nicht auch noch atombombensicher ist.
Aber nun genug der Erinnerungen und zurück zu den profanen Dingen. Ich freue mich sehr, dass wir mit unseren Weinen nun auch bei Unger Weine vertreten sind. Und dies nicht nur aufgrund der langjährigen persönlichen Bindung. Es gibt nicht viele Weinhändler in Deutschland, in deren Portfolio ich mich so wohlfühle und der auch so gut zu unserer Philosophie passt. Im neuen eBook Weinjournal #2 von Unger stehen wir in Gesellschaft von Harlan, Pontet Canet, Fabien Coche, Dominus und Abreu Vineyards. Vielleicht wundern Sie sich, dass wir als noch unbekanntes Weingut in diesem Zusammenhang genannt werden. Aber das ist – auch wenn Sie das anmaßend finden mögen – unser Anspruch. Und bedenken Sie bitte, dass Unger Weine, mit all ihrem Know-how, unser Weingut nicht umsonst in dieser Liga sieht (Verkostungsteam: „Einer der größten Riesling Flights, die wir in den letzten Jahren verkosten durften…“) .
Diese ist eine großartige Bestätigung unserer Arbeit. Aber mehr noch ein großer Ansporn konsequent unseren Weg weiterzugehen. Wir wollen noch besser zu werden und uns dieses Lobs würdig zu erweisen.