Federico Paternina, Blanco Brillante Rioja

Reserva 1912 — Ein berührender Wein

Nur wer weiß, wie die wirklich großen Weine dieser Welt schmecken, kann selber welche machen. Hier einmal ein Rioja Blanco aus einer Zeit, in der die weißen Rioja noch restsüß ausgebaut wurden:

Bernstein mit gelbem Rand. Schon beim ersten Hineinriechen wird klar, dass es sich um etwas sehr altes bzw. uraltes handeln muss. Korinthen, Trockenfrüchte und schwarzer Tee. Komplex, sehr harmonisch und höchst ansprechend. Trotz einer klaren Süßweinaromatik, nicht besonders süß. Wird mit Belüftung immer besser. Brauner Zucker, etwas roter Apfel, dezent phenolische Komponenten und Apfelschalen. Boah, ist das geil. Ist am Gaumen leicht restsüß. Fast voller Körper, balancierte Säure, deutliche Tertiäraromen, ein wenig Rancio, brauner Zucker, viel Frucht und etwas süßer Apfel. Auch wenn der Wein keinen vollen Körper mehr hat, hat er dennoch keinerlei Mangel an Kraft. Atemberaubende Balance und extreme Komplexität. Der Blanco Brillante Rioja Reserva 1912 erinnert an einen Uralt-Sauternes, allerdings mit weniger Restzucker. Völlig verblüffend ist, dass die Flasche schon drei Tage zuvor geöffnet wurde, der Wein im Glas aber trotzdem immer noch besser wird. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Rioja Blanco mit verkosten durfte und auch dass niemand böse war, dass ich das letzte Drittel der Flasche alleine austrinken musste. Ein zutiefst berührender Wein, der auch locker noch einige Jahrzehnte halten wird. Bis 2060+.